Woche 4: Ein Monat in Jerusalem und Umgebung
Willkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen.
Jetzt bin ich schon einen Monat im Heiligen Land und veröffentliche den vierten Blogeintrag. Ein Monat ist natürlich fast gar nichts, verglichen mit all den Jahren, die die Mönche schon hier leben, doch für mich ist dieser Monat, wenn es auch noch so einfach klingt, eine Zeit, die kurz in der Dauer, doch groß in der Wirkung war. Es waren vier Wochen voller Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen. Vier Wochen, in denen ich neue Orten, Menschen und Geschichte kennenlernen durfte und hier kommt die vierte Woche, die wahrhaftig von allerlei Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen geprägt war.
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Blick von der Mauer |
Wälle zum Schutze der Stadt gab es schon seit der Eroberung Jerusalems durch König David. Es wurden immer wieder Mauern gebaut, abgerissen und neuerbaut. Die aktuelle Stadtmauer stammt vom osmanischen Sultan Suleiman dem Prächtigen, der sie im 16. Jahrhundert erbauen ließ um die Stadt zu schützen und sein Reich zu festigen. Auf dem Bild ist eine Statue einer seiner osmanischen Soldaten zu sehen und im Hintergrund der Felsendom, auf den man von der Stadtmauer aus natürlich einen wunderbaren Blick hat. Am Abend haben wir uns, nach Erblicken des weißen Rauches aus dem Schornstein der sixtinischen Kapelle natürlich das Resultat des Konklave live im Fernsehen angeguckt, wo auch der Abt des Klosters zu sehen und hören war. Er hat im Ersten den Prozess kommentiert und erklärt.
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Die Visitatio-Kirche in En Kerem |
Freitag ging es mal wieder in die Schwimmhalle und Samstags aufs Fahrrad. Pater Simeon und ich sind eine kleine Fahrradtour nach En Kerem gefahren. Etwa 40 Minuten Fahrradweg und eine kurze Laufstrecke trennen die Dormitio Abtei auf dem Berg Zion und ein kleines, fast schon idyllisches Örtchen am Stadtrand. En Kerem hat, wie so vieles im Heiligen Land, gleich mehrere Bezüge zur Bibel. Hier wird die Geburtsstätte von Johannes dem Täufer und die Stelle, an der die schwangere Maria und die schwangere Elisabeth aufeinander getroffen sind, verortet. Dazu gibt es natürlich mehrere Kirchen. Wir haben die beiden katholischen besichtigt. Es gibt ganz in der Nähe ein russisches Frauenkloster, wo man aber nur über Umwege reinkommt, die für die Zeit, die wir hatten, zu lange gedauert hätten.
Auf dem gut ausgebauten Fahrradweg kommt man nicht nur durch die Stadt, sondern auch durch Hügel, Felder, wunderbare Landschaft Israels und vor allem durch den fünftlängsten Fahrradtunnel der Welt. Über 2,1 km erstreckt sich der Tunnel durch den Berg, auf dem En Kerem liegt. Ursprünglich war er ein Versorgungstunnel, in dem Abwasserrohre verlegt waren. Nachdem er aber frei geworden ist, ist er umfunktioniert worden und ist heutzutage der fünftlängste Fahrradtunnel und der längste Tunnel der Welt, in dem nur Fahrräder zugelassen sind, und schließt direkt an Jerusalems großen Fahrradweg an.
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Ausblick von der Johannes der Täufer Kirche |
Wenn man auf dem Bild genau hinguckt sind die goldenen Kuppeln der Kirche des russischen Klosters zu entdecken. Relativ mittig im Wald.
Am Sonntag kam dann der Abt wieder, der in Rom war und einige Mönche und ich haben einem Zisterzienserkloster in Latrun einen Solidaritätsbesuch abgestattet. Dort sind in den heftigen Waldbränden vor ein paar Wochen Teile der Weinstöcke und der Olivenbäume abgebrannt. Zum Glück hat das Kloster und die Kirche selbst kein Feuer gefangen. Am Montag darauf war wieder Alltag. Es kann ja nicht jeden Tag was besonderes passieren. Ich war zum ersten Mal bei der Post in Jerusalem. Das Kloster hat nämlich keine richtige Adresse, da die Gasse, in der das Kloster liegt keinen Straßennamen hat. Die Brüder müssen ihre Briefe und Pakete folglich immer bei der Post direkt abholen.
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Eingang des Gartengrabs |
Als wir bei der Grabeskirche angekommen sind, haben wir viel von ihrer Geschichte erfahren und ihre einzelnen Elemente und Streitpunkte zwischen den verschiedenen Konfessionen erklärt bekommen. Ein armenischer Mönch hat uns sogar durch Teile des armenischen Bereichs geführt, wo wir einen Blick von oben aufs Grab erhaschen konnten. Abends habe ich mit Pater Simeon eine Lesung des Buches "Lebenskeck - trotz allem, trotz allem, trotz allem" besucht. Der Autor und Priester Stephan Wahl hat gelesen und auf dem Klavier gab es gelegentlich musikalische Einspieler. Sehr schöne Tastenklänge, Worte, Gedichte und Gebete!
Am Mittwoch sind dann fast alle Mönche aus Jerusalem losgefahren nach Tabgha zur Kapitelssitzung und ich habe mich zusammen mit Pater Erasmus und Marie (eine Mitarbeiterin des Klosters) auf Wanderung nach Emmaus gemacht. Wen man schon die vorherigen Blogeinträge gelesen hat, fällt jetzt vielleicht auf, dass ich an Ostermontag schonmal nach Emmaus gewandert bin. Doch wer sich damit auskennt weiß, dass er mehrere mögliche Orte gibt, die das biblische Emmaus sein könnten. Eines davon eben Abu Gosch, wo wir letztes mal auch durchgelaufen und jetzt hingelaufen sind. Nach der etwa 15 km langen Wanderung ging es dort in ein Kloster, in dem wir der Vesper beigewohnt haben. Auf dem Rückweg, den wir nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus gefahren sind, haben wir in einer Pizzeria Halt gemacht und unser Abendessen genossen.
Hier unten sind nochmal ein paar Bilder aus und von der Grabeskirche, die ich teilen wollte:
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Das Grab von oben Da müsste mal wieder jemand aufräumen (: |
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Ein armenischer Altar im oberen Bereich der Kirche |
Danke für das Lesen
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