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Woche 10: Stille im Kloster, Lärm in der Welt

  W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Die vergangenen Tage waren geprägt von einer Mischung aus Routine und äußeren Spannungen. Die Situation im Nahen Osten bleibt weiterhin angespannt (also alles wie immer eigentlich) , aber es gibt zumindest vorübergehende Zeichen der Entspannung. Seit Dienstag gilt offiziell ein Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran – was genau das bedeutet, bleibt zwar abzuwarten, aber die allgemeine Stimmung ist zumindest ruhiger geworden und die Staaten attackieren sich nicht mehr gegenseitig. Mittlerweile wurden auch alle Einschränkungen aufgehoben, keine Versammlungsverbote mehr, die Schulen haben wieder geöffnet, und auch der Flughafen in Tel Aviv soll in den kommenden Tagen wieder vollständig operieren. Doch wie letztes Mal auch: Ich schreibe hier keinen Nachrichten oder Politik-Blog, sondern erzähle euch von meiner Klosterzeit, von allen möglichen Momenten, Begegnungen und Eindrücken, die meinen Alltag prägen. Und davon gab es i...

Woche 9: Das Kloster im Kriegsgebiet

   W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, ist die Lage im Nahen Osten grade besonders angespannt. Neben dem seit Oktober 2023 andauernden Krieg im Gazastreifen, in dem Israel gegen die Hamas kämpft, hat letzten Freitag ein weiterer Krieg begonnen : Israel und der Iran befinden sich in einer direkten Konfrontation. Verbale Drohungen zwischen Israel und dem Iran gehören seit Jahren zum politischen Alltag in der Region, ebenso wie die Unterstützung islamistischer proiranischer Milizen, die teilweise auch jetzt noch im Krieg gegen Israel sind. Doch was sich nun entwickelt hat, ist eine neue Stufe der Eskalation: Ein offener, direkter Schlagabtausch zwischen beiden Staaten. Erstmals seit Langem greifen sich Israel und der Iran unmittelbar an – mit Drohnenangriffen, Raketenbeschuss und gezielten Militäraktionen. Der Iran schießt immer und immer wieder mit Raketen auf Israel, während Israel Luftangriffe auf den Iran fliegt. Ziel diese...

Woche 8: Pfingsten auf dem Zionsberg

  W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Pfingsten in Jerusalem - schon der Gedanke daran fühlt sich schon besonders feierlich an. Pfingsten an dem Ort zu feiern, wo es wirklich stattgefunden hat: In Jerusalem auf dem Zionsberg. Pfingsten wird im Abendmahlsaal verortet. Allerdings kann dieser nicht so gut für größere Veranstaltungen verwendet werden. Die Kirche der Dormitio Abtei steht allerdings direkt daneben und wird somit als Kirche verwendet, wenn das Pfingstfest gefeiert wird. Die Tage rund um Pfingsten waren mit allerlei Besonderheiten gefüllt. Am Besten fange ich aber erstmal von vorne an. Am Freitag sind die Mönche und Schwestern aus Tabgha nach Jerusalem gekommen. Tabgha ist ein Priorat der Dormitio-Abtei, also ein weiteres Kloster, das zur Abtei auf dem Zionsberg gehört. Auch wenn Tabgha weit weg am See Genezareth liegt und einen teilweise anderen Rhythmus lebt, sind wir durch die gemeinsame Regel und Spiritualität eng miteinander verbunden. Über Tabgha selbst k...

Woche 7: Wieder zurück im Takt

  W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Wie immer beginne ich da, wo ich aufgehört habe. Letzten Mittwoch ging es für uns nach Tiberias. Obwohl die Stadt selbst bei mir keinen besonderen, bleibenden Eindruck hinterlassen hat, war es nett da zu sein und auch Tiberias einmal gesehen zu haben. Für den Donnerstag gab es dann eine kleine Planänderung. Anstatt, wie eigentlich geplant, nach Tel Aviv zu fahren, machten wir uns auf den Weg zurück zu einem altbekannten Ort: Nach Tabgha. Wir genossen den Tag und nutzten einige der Möglichkeiten, die Tabgha zu bieten hat: Schwimmen im See Genezareth oder im Pool, alle möglichen Kartenspiele spielen, an den Gebetszeiten teilnehmen und zur Ruhe zu kommen. Bei all dem, was wir taten, blieb stets eins gleich: Wir sogen die besondere Atmosphäre auf, die man in Tabgha vorfindet. Woran das liegt kann ich nicht genau sagen, aber den Ort umgibt eine gewisse Ruhe, ein so friedliche und besinnliche Stimmung, wie man sie sonst nicht allzu oft vo...

Woche 6: Jerusalem und Tabgha

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  W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Wie letzte Woche schon zu lesen war, sind meine Mutter und mein kleiner Bruder derzeit im Land und bei so einem Besuch gibt es noch mehr anzugucken als "nur" Jerusalem, obwohl Jerusalem natürlich immer eine ganz besondere Stadt ist. Aber dazu später mehr. Am Donnerstag stand ein besonders eindrucksvoller und emotionaler Programmpunk auf unserem Plan: Das Yad Vashem - die offizielle Holocausgedenkstätte Israels. Ein Ort, der mit viel Trauer und Dunkelheit verbunden ist. Um genau das widerzuspiegeln, ist auch die Architektur des Museums besonders. Es ist tief in einen Berg reingebaut, um die Dunkelheit, die mit dem Holocaust einherging, zu symbolisieren. Jeder Raum, jedes Bild, jede persönliche Geschichte Geschichte zeigt nochmal das unvorstellbare Ausmaß dieses Menschheitsverbrechens. Nach dem Besuch im Yad Vashem begaben wir uns auf die Rückreise. Die Straßenbahn war ab genau diesem Donnerstag teilweise gesperrt,  weswegen wir...

Woche 5: Von Aussichten und Besuch

W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Dieser Blog beginnt natürlich da, wo der letzte aufgehört hat. Und das ist am letzten Donnerstag. Tagsüber war ich wieder im Garten und habe weiter Unkraut gerupft. Die Mönche waren noch fast alle in Tabgha zur Kapitelsitzung und sind am Abend des Donnerstages wieder zurückgekommen. Noch bevor sie richtig angekommen waren: Raketenalarm. Was für eine schöne Begrüßung! Wir trafen uns alle im Keller, wo wir die vorgeschriebenen zehn Minuten bis zur Sicherheit verweilten. Freitag gab es auch ganz normalen Alltag. Die restlichen Mönche kamen jetzt auch zurück. Die Dormitio-Abtei war nun wieder vollständig. Samstag bin ich dann früh aufgestanden und habe mich im Dunkel der Nacht auf den Weg auf den nördlichen Teil des Ölberges gemacht. Ich bin durch die ruhigen Straßen gestapft. Etwa 40 Minuten später bin ich an meinem Ziel angekommen. Bei der Himmelfahrtskirche auf dem Gelände des Auguste-Viktorias Krankenhauses. Die evangelisch-lutherische Ki...

Woche 4: Ein Monat in Jerusalem und Umgebung

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  W illkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen. Jetzt bin ich schon einen Monat im Heiligen Land und veröffentliche den vierten Blogeintrag. Ein Monat ist natürlich fast gar nichts, verglichen mit all den Jahren, die die Mönche schon hier leben, doch für mich ist dieser Monat, wenn es auch noch so einfach klingt, eine Zeit, die kurz in der Dauer, doch groß in der Wirkung war. Es waren vier Wochen voller Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen. Vier Wochen, in denen ich neue Orten, Menschen und Geschichte kennenlernen durfte und hier kommt die vierte Woche, die wahrhaftig von allerlei Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen geprägt war. Blick von der Mauer Am Donnerstag habe ich die Stadtmauer erobert, so wie die zahlreichen verschiedenen Eroberer Jerusalems es schon vor mir taten. Als einziger Tourist auf der Mauer hatte ich sie ganz alleine für mich. Sie verläuft um die gesamte Altstadt rum und stellt mit massiven Toren und Wachposten eine solide Verteidigungslinie gegen mögl...