Woche 19: Ein letzter Blog aus Jerusalem

Willkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen,

das war jetzt erstmal meine letzte Woche in Jerusalem. Es ist fast schon etwas seltsam, diese Zeilen zu schreiben, weil sich damit eine Zeit zu Ende neigt, die so viel in mir bewegt hat. Ich bin dankbar für die Monate hier, für die Stille des Klosters, für die Begegnungen mit den Mönchen, für die vielen Orte und Menschen, die ich hier sehen und kennenlernen durfte, und für die Erfahrungen, die mich sicher noch eine ganze Weile begleiten werden. Gleichzeitig fühlt es sich schon ein bisschen komisch an, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, nicht unbedingt weil etwas fehlt, sondern weil es sich einfach schwer greifen lässt, dass diese besondere Zeit vorbei ist. Alles, was in den letzten Monaten so selbstverständlich geworden ist - das Stundengebet, der gesamte Klosterrhythmus, die Gänge durch die Altstadt, die vielen Stimmen und Gesichter Jerusalems - tritt nun langsam in die Erinnerung zurück. Und wie es eben so ist, wenn man auf eine schöne Zeit zurückschaut, merkt man vor allem im Gehen, wie reich man die ganze Zeit über eigentlich beschenkt wurde.

Die Bahai-Gärten
von unten gesehen
Der Sonntag war noch einmal ganz normal. Ich habe, wie ich es so viele der letzten Sonntage gemacht habe, (aber jetzt vorerst ein letztes Mal) in der Sonntagsmesse in der Dormitio ministriert. Am Montag habe ich mich dann auf den Weg nach Haifa gemacht. Beim letzten Besuch dort (siehe Blog 13) war die Stadt für uns eher Durchgangsstation gewesen, weil wir weiter nach Caesarea gefahren sind. Diesmal wollte ich Haifa in Ruhe sehen und die Stadt für mich erkundigen. Immerhin ist Haifa die drittgrößte Stadt Israels und die wollte ich schon einmal richtig gesehen haben in meiner Zeit im Land. Ich habe als erstes die berühmten Bahai-Gärten besucht, danach die German Colony erkundet, was gegessen und natürlich Zeit am Meer verbracht.

Der Sonnenaufgang in der Wüste









Am Dienstag ging es dann früh hinaus in die Wüste im Westjordanland. Wir sind noch vor Sonnenaufgang hingefahren und haben dann draußen gefrühstückt, während die Sonne über den Bergen langsam aufging. Danach waren wir bei Nabi Musa, einem islamischen Wallfahrtsort, an dem der Prophet Mose verehrt wird. Leider war die Anlage noch nicht geöffnet, also haben wir sie nur von außen gesehen. Danach ging es für uns weiter nach Jericho, das größer war, als ich es mir vorgestellt hatte. Dort haben wir das Quarantalkloster am Berg der Versuchung besucht. Der Aufstieg dauert ehrlich gesagt gar nicht lange, nach etwa zehn Minuten waren wir schon oben. Das griechisch-orthodoxe Kloster ist in die Felswand eingebaut, was ich ziemlich beeindruckend und schön finde. Danach sind wir weiter zur Taufstelle Jesu gefahren. Der Jordan selbst ist überraschend schmal, viel kleiner, als ich ihn immer vor Augen hatte. Aber nichtsdestotrotz war es schön, dort zu stehen und diesen Ort zu erleben. Pünktlich zur Mittagshore waren wir wieder zurück in der Dormitio, und der Rest des Tages verlief im normalen Klosteralltag.

Der Mittwoch war dann mein letzter Tag in Jerusalem. Ein letztes mal ging es für mich zur Post, da ich das am normalen Posttag (Montag) nicht erledigen konnte, weil ich ja in Haifa war. Danach habe ich also meine Koffer gepackt, mich von der Stadt und dem Kloster "verabschiedet" und die habe letzten Stunden den gewohnten Klosteralltag der Dormitio Abtei mitgelebt. Nach dem Abendessen wurde ich dann zum Bahnhof in Jerusalem gebracht, bin nach Tel Aviv gefahren und von dort aus zurück nach Deutschland geflogen.

Doch mit dem Ende in Jerusalem ist meine Klosterzeit noch nicht ganz zu Ende. Nach einer kurzen Unterbrechung des Klosterlebens geht es für mich noch ein bisschen weiter. Diesmal nicht ins Heilige Land, sondern ins Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Gestern bin ich dort angekommen, und arbeite, lebe und bete hier ein paar Wochen mit. Es ist eine Art runder Abschluss dieser Monate, bevor es dann wieder endgültig zurück ins "normale" Leben geht.

Danke fürs Lesen :)

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