Woche 18: Weihrauch, Weintrauben und stille Klöster
Willkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen,
jetzt bin ich wirklich schon eine ganze Zeit im Heiligen Land im Kloster. Natürlich ist das wenig verglichen mit den Mönchen, die hier teilweise schon über 20 Jahre lang leben, doch auch ich konnte und durfte Land und Leute etwas kennenlernen. Die vergangene Woche war wieder eine Mischung aus quasi allem. Aus ruhigen Routinen, körperlicher Arbeit, Gebeten und kleineren Ausflügen. Es sind ja oft die unscheinbaren Dinge, die den Tag prägen: Die Arbeit im Garten, das gemeinsame Gebet, das stille Sitzen in der Kirche oder die kleinen Gespräche mit den Mönchen. Gleichzeitig gibt es aber auch besondere Erlebnisse, die sich wie kleine Inseln in den Alltag einfügen und diesen Tag besonders prägen. Man spürt genau in diesen Momenten die Verbindung zwischen Arbeit, Gebet und dem einfachen, aber manchmal schon intensiven Leben hier. Auch in Jerusalem, einer Stadt voller Geschichte und Kultur, gibt das Kloster ein eigenes, ruhiges Universum, in dem der Tag seinen eigenen Rhythmus findet.
Am Montag ging es für mich wie immer am Montag auf die Post. Es kam diesmal eine erstaunlich große Menge an Briefen und Paketen an, was das morgendliche Sortieren fast schon zu einer kleinen Aufgabe machte. Hat trotzdem nicht lange gedauert. So viele Klosterbewohner gibt es dann am Ende doch nicht.
Der Mittwoch war ganz anders: Einer der Mönche hat mir eine Einladung weitergeleitet. Es werden Volontäre gesucht, die Lust und zeit haben bei einer Weintraubenernte mitzuhelfen. Ich habe mich dann aus Interesse gemeldet und mitgemacht. Weintrauben ernten auf dem Ölberg stand also auf dem Plan. Der Vormittag war warm, die Sonne fiel (eher un-) sanft auf die Reben, und die Trauben hingen (noch) an den Ästen. Es ging überraschend schnell, da wir für die dann doch relativ kleine Fläche gar nicht so wenig Helferinnen und Helfer waren. Natürlich war die Arbeit körperlich und in der Hitze, aber trotzdem finde ich es immer schön eine Arbeit zu erledigen, bei der man am Ende auch sieht, was man geleistet hat. Ich war zur Mittagshore und dem darauffolgenden Essen schon wieder zurück im Kloster. Am Nachmittag ging es dann weiter zu Bet Jimal. Eine kleine Gruppe aus dem Kloster (Ein Mönch, ein Mitarbeiter und inklusive mir zwei Klosterzeitler) machten uns auf dem Weg Weihrauch zu kaufen, der dort hergestellt wird und nutzten dabei gleich die Chance eine Tour zu bekommen und die Klöster zu besichtigen. Dort stehen ein Männer und ein Frauenkloster. Die Mönche und Nonnen leben dort ziemlich streng und noch deutlich isolierter als die Benediktiner, die ich die letzten Monate kennenlernen durfte. Es gibt unter der Woche kein gemeinschaftliches Essen und wenig gemeinsames Gebet, was hier ja fünf mal am Tag ist. Die Mönche und Nonnen leben sehr kontemplativ und zurückgezogen, was wahrscheinlich nichts für mich wäre, aber auf seine eigene Art wieder sehr beeindruckend ist. Die Gemeinschaft ist kleiner, die Gebäude abgeschiedener und das Essen gibt es durch eine verschließbare Luke in der Wand. Insgesamt ist das Ganze natürlich sehr ruhig, aber schön anzuschauen. Man merkt sofort, wie unterschiedlich Klosterleben sein kann, und wie sehr jede Gemeinschaft ihren eigenen Charakter hat.
Zwischen all diesen Ausflügen lief der Alltag natürlich weiter. Gartenarbeit, Rasen mähen, Bücher für die Bibliothek etikettieren und weiteres gehören auch dazu. Und wie immer die Gebetszeiten und die Messe, die den Tag strukturieren und dem Tag, Halt und Struktur geben, egal ob man einfach nur im Kloster war oder einen Ausflug gemacht hat.
Der Samstag stand ganz im Zeichen des Gartens: Gartentag beim Beit Josef stand an. Der Garten ist hier in zwei Teile geteilt. Erstens gibt es den Klostergarten inklusive Friedhof und zweitens den Beit Josef Garten. Das Beit Josef ist das Gästehaus des Klosters und um den dazugehörigen Garten musste sich mal wieder gekümmert werden. Wir haben gefegt, Müll weggeräumt, Pflanzen umgepflanzt, Unkraut und altes Vertrocknetes wegtransportiert und alles ein wenig ordentlicher gemacht. Es war ein vergleichsweise ruhiger, aber produktiver Tag, und es tut, wie schon erwähnt, gut zu sehen, wie die eigenen Hände etwas sichtbar verändern.
Danke fürs Lesen :)
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