Abschlussblog
Willkommen zurück, liebe Leser und Leserinnen,
Mit insgesamt 39 Mönchen, die zum Kloster Einsiedeln gehören, ist es die größte monastische Gemeinschaft in der Schweiz. Das Kloster wurde im Jahr 934 gegründet und hat daher schon eine ziemlich lange Geschichte hinter sich, was man schon beim betreten des Klosters und der Kirche bemerkt. Obwohl das Originalgebäude aufgrund von Bränden, Umbauten und weiteren Faktoren innerhalb der langen Geschichte nicht mehr existiert, würde ich auch die aktuelle Klosteranlage (teilweise) als ein historisches Gebäude bezeichnen. Neben dem Kloster und der Kirche gibt es einen Pferdehof, eine Kellerei, den Klosterladen, ein Restaurant und weiteres. Ebenfalls ist die prachtvolle, barocke Kirche, die die Mönche hüten ein beliebter Wallfahrtsort für Pilger von überall her. Die Kirche umschließt die Gnadenkapelle mit der berühmten schwarzen Madonna. Im Gegensatz zu Jerusalem, wo man im Moment leider nicht besonders viele Pilger und Touristen antrifft, ist Einsiedeln ein belebter Ort, der Menschen aus aller Welt anzieht.
Auch die Gegend drumherum ist von Schönheit geprägt. Die kleine Stadt Einsiedeln und das Kloster Einsiedeln sind von Wiesen, Hügeln, Wäldern und Bergen umgeben. Auf den Wiesen und Hügeln grasen die Kühe friedlich. Spaziergänge durch diese Landschaft haben in meinen drei Wochen in Einsiedeln zu meiner festen Routine gehört. Nach einem kurzen Spaziergang kann man schon den Sihlsee erreichen, der Umgeben von Landschaft und kleineren Häuseransammlungen friedlich in der Landschaft liegt. Diese Landschaft, das leise Gebimmel der Kuhglocken, die sanften Hügel und die hohen Berge, in nicht allzu weiter Entfernung, strahlten eine besondere Ruhe aus, die man so mitten in der Stadt nicht immer findet.
Ein weiteres besonderes Ereignis, das ich miterleben durfte, war das Fest der Engelweihe. Es ist einer der wichtigsten lokalen Feste für das Kloster Einsiedeln, da dort (der Legende nach) die Weihe der Gnadenkapelle durch einen Engel gefeiert wird. Zu dem Fest war die große, barocke Kirche voll mit Menschen und auch mit Kerzen und weiterer Dekoration bemerkenswert ausgeschmückt. In diesem Jahr gab es eine besonders große Prozession durch die Stadt Einsiedeln. Diese Prozession findet sonst nicht so oft statt, weswegen ich mich wirklich glücklich schätzen kann, sie miterleben zu können. Mönche, Pilger, Chöre, Bläsergruppen, Fahnen und Banner und viele Gläubige sind gemeinsam durch die Straßen gezogen. Auf dem Weg waren zahlreiche Fenster mit Kerzen geschmückt. Überall brannten Lichter, was eine ganz besondere Atmosphäre schuf und für eine wirklich schöne Prozession im Kerzenlicht von tausendenden Kerzen sorgte. Ich habe zusammen mit einem anderen Klosterzeitler, der ein paar Monate in Einsiedeln verbringt, zwei Lautsprecher getragen, auf denen ein gesprochenes Gebet übertragen wurde und so konnten wir auch selber Teil der Prozession sein.
Ein weiteres besonderes Ereignis, was zwar nicht direkt was mit dem Kloster zu tun hatte, ich aber trotzdem bemerkenswert fand, war eine lokale Viehschau in Einsiedeln. Wie beim Engelweihefest gab es hier auch eine "Prozession" nur nicht mit Mönchen, Pilgern, Chören, Bläsergruppen, Fahnen und Bannern, sondern mit Bauern und ihren Kühen. Die "Gewinnerkühe" wurden den Zuschauern präsentiert und einen kurzen Weg durch die Stadt geführt, bevor sie wieder zurück auf die Wiese / in den Stall kamen. Ich habe sonst nie auf dem Land gewohnt und noch weniger in der Schweiz, deswegen habe ich so eine Viehschau noch nie in echt gesehen und fand, das es auch für Nichtbauern ein beachtliches, fast schon lustiges Ereignis sein kann. Neben den besonderen Ereignissen und dem Alltag im Kloster gab es immer mal wieder Raum und Zeit Mönche des Klosters kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten, was vielleicht nicht ganz so besonders klingt, aber trotzdem sehr schön sein kann.
Trotz aller Unterschiede fühlte ich mich auch hier schnell wohl. Die Benedikstsregel, die Gemeinschaft, der so typische Rhythmus des Alltags - all sowas kann auch in einem anderen Land gewohnte Züge haben und Verbindungen zwischen Orten schaffen, die ansonsten tausende Kilometer voneinander entfernt sind. Die letzten Wochen in Einsiedeln waren für mich auf jeden Fall ein gelungener Abschluss meiner Klosterzeit. Insgesamt bin ich auch hier dankbar für die Zeit, die ich im Kloster Einsiedeln verbringen durfte, die Menschen die ich kennenlernen durfte und die Ereignisse, die ich miterlebt habe.
Danke fürs Lesen :)
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